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Frauenzentrierte/Feministische Psychotherapie

Jede Form von Psychotherapie ist von gesellschaftlichen Normen, Vorstellungen und Mustern geprägt und damit - häufig unbewusst - von politischen Motiven durchzogen. Werden diese nicht reflektiert, bleiben sie aufrechterhalten. Feministische Psychotherapie setzt sich bewusst und kritisch mit dieser Einbettung auseinander und zieht in Betracht, dass gesellschaftliche Erwartungen und Normen wie im Alltag so auch in der Psychotherapie gegen Frauen arbeiten und wahre Autonomie verhindern können.

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Feministische Psychotherapie geht davon aus, dass Frauen in dieser Welt ein spezifisches (Er)Leben haben, dem therapeutisch Rechnung getragen werden muss. In herkömmlichen Psychotherapien wird Leid häufig individualisiert und der gesellschaftliche Kontext einer männerdominierten, kapitalistischen und rassistischen Kultur und deren realer Einfluss auf den psychischen Zustand von den Menschen, die in eben dieser Kultur leben und aufwachsen, häufig ausgeblendet. Die Folge ist, dass wir ständig mit dem Gefühl konfrontiert sind, dass "mit uns" etwas "nicht stimmt", wenn wir überfordert sind, Krisen haben oder "Symptome" entwickeln.

Feministische Psychotherapie bedeutet dabei, dass Erkenntnisse über die Funktionsweise der menschlichen Psyche erweitert werden um das Wissen über gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge, die die feministische Analyse seit Jahrzehnten mit scharfem Blick liefert.

Diese doppelte theoretische Verankerung führt zu einem besonders weiten Blick auf Frauen und ihre verschiedenen (Über)Lebenswelten, in dem das (An)Erkennen von Überlebensstrategien, Widerstandskraft, Stärke und das Wissen um unsere individuellen und kollektiven Wachstumsfähigkeiten einen wohlwollenden und stärkenden Blick auf sich selbst ermöglichen.

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Frauenzentrierte Psychotherapie bedeutet auch, dass sich vorrangig zwei Frauen in unterschiedlichen Rollen auf Augenhöhe begegnen und seitens der Therapeutin die kritische Auseinandersetzung mit (unnötigen/übermäßigen) Abhängigkeitsdynamiken und der Entstehung von Hierarchien innerhalb einer Psychotherapie eine zwingende Grundvoraussetzung für psychisches Wachstum der Klientin darstellt.

Transparenz bezüglich therapeutischer Prozesse, Ehrlichkeit und Offenheit auf beiden Seiten und das ständige Bemühen um Verstehen bilden dabei die Grundpfeiler einer sicheren, therapeutischen Beziehung.

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"Psychotherapie kann nur das innere Erleben einer Person verändern. Wir können lernen, Grenzen zu akzeptieren und andere zu überschreiten, wir können uns mit der schmerzlichen Erkenntnis der patriarchalen Grenzen von Wachstumsmöglichkeiten auseinandersetzen, wir können uns neue Handlungs- und Erlebnisspielräume erobern, aber wir können Biografien nicht umschreiben oder real existierende Beschränkungen oder behindernde Lebensbedingungen unwirksam machen.

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Das Erleben von eigener Wut oder Aggression, das Erkennen von strukturellen Gewalt-, Abwertungs- und Ausbeutungsmechanismen gegen Frauen in unserer Gesellschaft oder die Erfahrung, sich den tradierten Ansprüchen an die Frauenrolle zu verweigern, sowie die dann eintretenden Folgewirkungen, sind für Frauen oft besonders erschütternd und erschreckend."

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(Winkler, M., in: In Anerkennung der Differenz - Feministische Beratung und Psychotherapie, 2014)

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Mehr Informationen über Feministische Psychotherapie finden Sie unter "Links und Lesenswertes".

Mehr Informationen zu meiner Person finden Sie unter "Über mich".

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